Neuseeland 2001 - Mit dem Wohnmobil durch Nord- und Südinsel
Flagge Neuseeland Cathetral Cove Blowhole in den Pancake Rocks Mt. Taranaki Mitre Peak Moeraki Boulders Sunset

A u G . l e

Mit dem Wohnmobil im November 2001 durch Neuseeland
Neuseeland 2001
Ankunft in Aotearoa - Endlich am Schönsten Ende der Welt

So eine Reise nach Neuseeland ist für einen Bewohner der Nordhalbkugel eine Reise in eine etwas verkehrte Welt. Durchschnittlich 24 Stunden dauert die Reise in diese scheinbar verkehrte Welt, wo der Mond anders herum ab- und zunimmt, die Sonne im Norden am höchsten steht, Silvester im Hochsommer gefeiert wird und das Wasser aus der Badwanne tatsächlich links herum ablaufen soll. Das Letztere konnten wir nicht nachprüfen, da wir im Wohnmobil keine Badewanne hatten. Dennoch fühlt man sich in dem fernen südpazifischen Inselstaat, der etwa so groß ist wie die alte Bundesrepublik, gar nicht so fremd.

Im HB Bildatlas Neuseeland heißt es kurioserweise noch, dass dort „die Sonne im Westen aufgeht“. Nicht nur die Redakteure, die das geschrieben haben, sondern auch wir waren nun das beste Beispiel für die Oberflächlichkeit des Menschen. Wie oft nimmt man wohl einen von „Experten“ verfassten Text, ohne nachzudenken zur Kenntnis. So auch hier. Wir haben es alle gelesen, den Text so ins Fotoalbum geschrieben und auch als Kommentar der ersten Fassung des Videos zugefügt. Erst nach dem ich das fertige Video mehrmals in der Gesamtheit gesehen und auch Bekannten vorgeführt hatte, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Dreht sich, wenn man auf der Südhalbkugel ist, die Erde denn plötzlich anders herum? Natürlich nicht! Himmelsrichtungen sind doch überall gleich. Also krame ich den Bildatlas vor und lese mehrmals den Text. Schwarz auf weiß steht es dort, ohne wenn und aber: „…, die Sonne im Westen aufgeht und im Norden am höchsten steht, …“. Herzlichen Glückwunsch für diese profunden Kenntnisse, kann man der Redaktion des Bildatlas nur sagen. Bei Gelegenheit muss ich dort mal nachfragen, ob es schon jemand anders aufgefallen ist.

Als erstes müssen wir nach der Landung durch die Passkontrolle. Zwischen abgespannten Seilen geht es in geordneter Schlange zügig vorwärts und ohne Probleme erhalten wir unsere Einreisestempel. Dann nehmen wir am Gepäckband unsere beiden Koffer und Trollis in Empfang. Jetzt lernt man die strengen Einreise-Zollbestimmungen Neuseelands kennen. Kleine dicke Beagle-Hunde werden durch die Einreisenden geführt und schnüffeln an den Gepäckstücken. Jeder weiß, dass man nach Neuseeland keine Pflanzen, Samen, frisches Obst oder sonstigen Lebensmittel einführen darf. Wir haben auch darauf geachtet, dass Bananen und Äpfel alle verzehrt sind. Trotzdem springt einer dieser Hunde den Rucksack an, den Angelika auf dem Rücken hat. Wir werden gefragt, ob wir Obst darin haben und müssen trotz Verneinung den Rucksack aufmachen. Der Zollbeamte greift hinein und sucht, findet aber nichts Verdächtiges. Er meint dann nur, dass wir vielleicht Obst darin hatten. Wie Recht er hat! Die Beagles haben wirklich empfindliche Nasen und sind nicht zu täuschen.

Dann können wir unser Gepäck schnappen und in die Ankunftshalle gehen. Dort sind in einem großen Halbrund Stuhlreihen aufgestellt und jede Menge Menschen warten dort mit sehnsüchtigen Blicken zur Tür auf ankommende Fluggäste. Laut unserer Reiseinformation befindet sich in einem Nebenraum in der Nähe des Informationsschalters ein Telefon von dem aus man kostenfrei durch Wählen der Nummer 04 mit dem Wohnmobilvermieter Adventure Deluxe Campervans verbunden wird. Ich sehe nur ein Telefon, was wie ein Münzfernsprecher aussieht. Meine Wählversuche sind erfolglos. Da ich aber noch nie in Englisch telefoniert habe, mache ich es mir dann einfacher. Ich spreche eine Dame an der Information an und bitte sie bei Adventure Tours anzurufen und unsere Ankunft zu melden. Sie tut es und sagt uns wir sollen am Gate 8 draußen warten. Nach etwa 20 Minuten kommt ein Kleinbus. Harry, ein mindestens 60-jähriger weißer Neuseeländer hilft uns das Gepäck zu verstauen. Außer uns vieren ist noch ein junges deutsches Paar mit von der Partie. Dann können wir uns schon mal durch die Fenster mit dem uns bevorstehenden Linksverkehr vertraut machen. Schon zu Hause hatten wir überlegt, wie da wohl manches Manöver abläuft, z.B. wie man in den Kreisverkehr einbiegt und wie das Rechtsabbiegen funktioniert. Wo wird wohl der Schalthebel liegen? Hier sehen wir es.

Der Flughafen liegt im Süden von Auckland. Bis Adventure Deluxe Campervans sind es ungefähr 10 Minuten Fahrt. Im Büro empfängt uns Kassandra, eine junge Frau mit dem Äußeren einer Südseeinsulanerin und etwa 25 bis 30 Jahre alt. Wir legen unseren Voucher und die Führerscheine vor, unterschreiben den Vertrag und bitten sie noch Faxe an Hannis und Rolfs Tochter und auch zu uns nach Hause an Maren abzusetzen. Sie sollen zumindest wissen, dass wir gut in Neuseeland angekommen sind. Kassandra fragt uns noch, ob wir erst nach Norden oder nach Süden fahren. Den Norden von Auckland haben wir nicht auf unserer Route, weil das einfach nicht zu schaffen ist. Sie übergibt uns einen Stadtplan von Auckland und einen Campingführer von Neuseeland. Auf dem Stadtplan kreuzt sie uns die Lage der nächsten Tankstelle, eines Supermarktes und der beiden Motor Camps im Norden und Süden der Stadt an. Dann erklärt uns Harry die Funktion des Wohnmobils. Es ist ein Mercedes Diesel mit einer 3-stufigen Schaltautomatik und dem Lenkrad auf der falschen Seite. Unter einer Sitzbank ist ein Staubsauger untergebracht. Wie das mit dem WC-Abwasserbehälter funktioniert, wissen Hanni und Rolf von ihrem letzten Urlaub in Kanada. Für Angelika und mich ist es die erste Tour mit einem Wohnmobil und dann gleich bei Linksverkehr, also voll hinein ins kalte Wasser. Der Tisch und die Sitzbänke müssen für die Nacht zur Liegefläche umgebaut werden. Eine etwas umständliche Angelegenheit. Leider verstehen wir von Harrys Kiwi-Slang nur die Hälfte. Kassandra kopiert uns noch einige Gebrauchsanweisungen für den Kühlschrank und die Gasheizung in deutscher Sprache. Später stellen wir allerdings fest, dass nicht alles was darin steht auf die Geräte in unserem Gefährt zutrifft. Trotzdem schaffen wir es alles in Betrieb zu nehmen. Bevor wir losfahren reklamieren wir bei Kassandra noch einige Steinschlagstellen in der Frontscheibe. Sie notiert alles in einem Formblatt. Eigentlich hätten wir uns das sparen können, denn wir haben einen All-Inklusiv-Vertrag, weil wir uns im Fall des Falles jegliches versicherungstechnische Hin und Her mit Selbstbehalt und Zusatzversicherungen ersparen wollen. Das kostet zwar etwas mehr, beruhigt aber ungemein.

Endlich sind wir soweit und haben alle Funktionen, die zum Fahren notwendig sind, ausprobiert. Anhand des Stadtplanes prägen wir uns den Weg ein und gehen vorsichtshalber noch mal auf die Straße um uns aus der Ferne den ersten Kreisverkehr anzusehen. Dann endlich setzen wir uns langsam in Bewegung. Links aus dem Gelände von Adventure Tours heraus auf eine unbelebte Nebenstraße, auf der linken Seite einordnen dann nach etwa 200 m links in den Kreisverkehr hinein, dabei immer schön links halten und nach 90 Grad wieder links heraus auf eine schon belebtere Straße. Nach wenigen hundert Metern geht es dann links auf den Southern Motorway Nr. 1 hinunter. Bisher läuft alles glatt. Hier ist das Fahren auch einfach, denn der Motorway entspricht unseren zweispurigen Stadtautobahnen. Wir können also gemütlich auf der linken Spur fahren und uns an unser Motorhome gewöhnen. Nach ein paar Kilometern müssen wir abfahren und links weiter bis zur Tankstelle. Bei der Übernahme wird man gleich darauf hingewiesen, dass die Tankfüllung nicht viel weiter als bis zu dieser Tankstelle reicht. Beim ersten Tanken zahlen wir bar. Unsere Visa- und Eurocard probieren wir erst später aus. Nach dem Tanken fahren wir im kleinen Konvoi, Hanni und Rolf immer im Schlepptau, auf der gleichen Straße weiter in Richtung Stadtteil Manukau zum nächsten Supermarkt von „New World“. Ein riesiger Parkplatz und ein riesiger Supermarkt. Jetzt heißt es gemeinsam einkaufen und bei unseren sicher ungleichen Geschmäckern Kompromisse zu finden. Vereinbart ist, dass wir bei Hanni und Rolf frühstücken und bei uns abends etwas warmes Essen. Weil Hanni nicht gerne kocht, übernimmt das Angelika. Nicht, dass Hanni etwa nicht kochen könnte. Sie kann es sogar gut, tut es aber nach eigener Aussage nicht gerne.

Einkaufen in Neuseeland hat uns immer Spaß gemacht. Schon das Suchen nach ähnlichen Produkten wie bei uns, aber gekennzeichnet in einer fremden Sprache, ist interessant, wenn man etwas Zeit hat. Der Preisvergleich ist einfach, da man fast in DM denken kann. Schnell stellt man fest was gegenüber Deutschland zu teuer ist und was man nehmen kann um das Reisebudget nicht gleich am Anfang zu überziehen. Hanni und Rolf sind noch preisbewusster als wir, aber auch wählerischer. Das für Neuseeland typische Lammfleisch essen beide nicht. Also wählen wir die neutralen Würstchen. Brot ist in Neuseeland ein Problem. Ordentliches festes Vollkornbrot gibt es dort nicht. Es gibt zwar alle möglichen Sorten, aber fast alle sind hell und weich. Selbst „German Bread“ ist überhaupt nicht mit deutschem Brot vergleichbar. Es ist zwar etwas dunkler, aber weich wie bei uns Toastbrot. Durch Befühlen der verschieden Tüten entscheiden wir uns für das relativ festeste, die Farbe ist uns dabei schon egal. Wir kaufen auch Äpfel, Bananen und natürlich Kiwis, schließlich leben wir im Lande der Kiwis. Der ganze Einkauf kostete dann 130,96 NZ$. Mit das Schönste beim Einkaufen von Lebensmitteln in Neuseeland ist aber der Service an der Kasse. Zwei Mädchen packen alles, schön passend getrennt, in verschiedene Plastiktüten, so dass man nicht wie bei Aldi den Stress hat, das Wechselgeld im Portemonnaie verstauen, gleichzeitig alle Waren in den Korb fallen lassen und dann in Sekundenschnelle Platz für den Wagen des nächsten Kunden machen zu müssen.

Nach diesem erfolgreichen Einkauf legen wir erst mal alle Tüten in unserem Wohnmobil auf dem Fußboden ab. Einräumen können wir ja schließlich in aller Ruhe auf dem Motorcamp. Dies sollte sich als kleiner Fehler herausstellen. Wir biegen an einer großen Kreuzung schön vorschriftsmäßig auf der linken Spur nach rechts ab in die Straße, in der ein paar hundert Meter weiter das Motorcamp ist. Durch die relativ niedrigen Gebäude mit viel Werbung sind wir etwas irritiert und sehen keine Einfahrt zu einem Motorcamp. Nach einigen hundert Metern wissen wir, dass wir vorbeigefahren sein müssen. Wenden und einfach zurück geht nicht auf der zweispurigen Straße mit Mittelstreifen. Also weiterfahren und auf eine Wendemöglichkeit hoffen. Nach einem halben Kilometer biegen wir nach rechts ab auf den Parkplatz eines Supermarktes. Dort fragen wir zwei junge Männer nach dem Motorcamp. Sie erklären uns, dass wir wieder zurück und dann rechts auf die Einfahrt achten müssen. Also wieder auf die Straße und die Einfahrt finden. Um den nachfolgenden Verkehr nicht zu stark zu behindern, fahren wir nicht allzu langsam. Plötzlich sehen wir die Einfahrt und die Unterbrechung im Mittelstreifen. Um sie nicht zu verpassen muss ich so stark bremsen, dass die auf dem Fußboden liegenden Einkaufstüten alle in die Fahrerkabine vorrutschen. Glücklicherweise gibt es aber keinen Bruch, nur einen kurzen Schreck mit heillosem Durcheinander. Im Motorcamp melden wir uns bei der Rezeption, bezahlen 12 NZ$ pro Person und rangieren auf unsere Stellplätze. Jetzt erst mal tief Luft holen, Wohnmobile einrichten, Abendessen bereiten, Duschen und dann schlafen.

Wir freuen uns auf das erste Frühstück bei Hanni und Rolf nachdem sich in unserem „Haus“ der Kochdunst vom Abendessen verzogen hat. Für den nächsten Tag haben wir uns einen Stadtbummel durch Auckland vorgenommen. Deshalb wollen wir nicht so spät aufstehen. Um 8 Uhr soll Frühstück sein. Wir sind pünktlich fertig und harren der Dinge, die da kommen sollen. Als sich einige Minuten nach acht bei Hanni und Rolf immer noch nichts rührt, ist es Zeit mal ans Fenster zu klopfen. Hanni blickte aufgeschreckt durchs Fenster, registriert dass sie verschlafen haben und fragte nur: „Könnt ihr heute mal Frühstück machen?“ Natürlich machen wir das, aber wir sagen uns auch: „Das fängt ja gut an!“ Dann müssen wir noch den WC-Tank an der Dump Station ausleeren, eine unserer späteren Lieblingstätigkeiten, und das normale Abwasser ablassen. Dazu muss man so an die Ablasswanne rangieren, dass der etwa 2 m lange Schlauch, der zu jedem Wohnmobil gehört, bis an die Wanne reicht. Dann Ablasshahn auf und Abwasser marsch. Frischwasser haben wir schon am Stellplatz getankt.

Danach brechen wir auf und fragen in der Rezeption nach, wo wir in der Stadt am günstigsten Parken können. Der Mann rät uns aber die Wohnmobile auf dem Motorcamp stehen zu lassen und mit dem Bus auf Familienkarte in die Stadt zu fahren. Es wäre besser so, weil in abgestellte Wohnmobile schon mal eingebrochen wird. Er drückt uns noch ein A4-Blatt mit einem Orientierungsplan in die Hand. Also rangieren wir die Wohnmobile an einen zugewiesenen freien Fleck, um die Stellplätze nicht zu blockieren. Inzwischen ist es schon 10.20 Uhr. Die Bushaltestelle ist gleich gegenüber. Wir lösen beim Fahrer, wie von dem Mann an der Rezeption empfohlen, eine Familienkarte für 16 NZ$ nach Downtown. Hier scheinen großzügige Regeln für Familien zu gelten, die wir dankend in Anspruch nehmen. Ungefähr fünfundvierzig Minuten dauert die Fahrt bis ins Zentrum. Man fährt durch Einfamilienhaus-Siedlungen - schöne und weniger schöne -, durch Gewerbe und Fabrikgebiete bis zur Endstation. Nach dem Plan, den wir im Motorcamp erhalten haben, sollte Endstation eigentlich am Busbahnhof sein, aber die Fahrt endet in einer Nebenstraße. Warum, das merken wir erst als wir zurückfahren wollen.


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