Island 2000 - Westfjorde

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Flagge Island Kirkjufell Latrabjarg Dynjandi Hestur Djupavik Sunset in Kidafell
Island 2000 - 10 Tage durch die Westfjorde
Island 2000 - Navigation
Dienstag, 13. Juni 2000 - 3. Tag
Über den Breiδafjörδur zu den Westfjorden

Heute stehen wir um 6.30 Uhr auf und haben das Bad für uns. Die Franzosen müssen sich etwas gedulden. Pünktlich um 7.00 Uhr frühstücken wir und holen uns aus der Küche heißes Wasser für unsere Thermoskanne, damit wir uns tagsüber etwas mit Tee aufwärmen können.

Dann begleichen wir unsere Rechnung:
- 2 Übernachtungen im Doppelzimmer
- 2 Frühstück
Insgesamt

6,000 IKR
2,800 IKR
8,800 IKR ---> ca. 247,00 DM

Eigentlich wollten wir hier unsere Open Farm Voucher einlösen, haben aber dabei nicht bedacht, dass wir ja das Zimmer schon länger reserviert haben. Die Open Farm Voucher werden normalerweise nur akzeptiert, wenn man in den letzten 24 Stunden ein Zimmer bestellt, oder unangemeldet ein noch freies Zimmer bezieht. Erna hätte uns zwar den Voucher abgenommen, erzählt uns aber, dass sie bei der Einlösung des Vouchers dann nochmal etwas abgezogen bekommen und dann kaum noch etwas dabei verdienen. Wir zahlen deshalb in bar um den Verdienst der beiden nicht unnötig zu schmälern. Wir haben ja noch genug Übernachtungen vor uns, um unsere Voucher los zu werden.
Wir haben daraus gelernt, dass es sich eigentlich nicht lohnt die Open Farm Voucher zu erwerben. Wenn überhaupt, spart man dabei nur sehr wenig. Umso mehr Verlust haben die Gastgeber in Island, denn es verdienen nicht nur die Reisebüros in Deutschland, sondern auch noch Farm Holidays in Island mit. Und deren Verdienstspanne ist in diesem Jahr noch erhöht worden, was mehr Einbuße für die Gastgeber bedeutet.
Wir verabschieden uns von Erna und Martein und fahren um 8.00 Uhr los nach Stykkishólmur. Es ist fast blauer Himmel, aber es weht ein eisiger Wind. Unterwegs überholen uns die Franzosen, die in einem etwas größeren 4WD unterwegs sind. Offenbar wollen sie auch zur Fähre.

Kurz vor Stykkishólmur kommen wir am 73 m hohen Helgafell vorbei. Es soll lt. Island-Atlas ein guter Aussichtspunkt sein und war schon zur Sagazeit eine heilige Stätte. Am Fuße des Berges steht der gleichnamige Hof und eine Kirche.
Helgafell

Dem Volksglauben nach hat jeder drei Wünsche frei, der den Berg zum ersten Mal besteigt. Bedingung ist, dass man vom neben der Kirche liegenden Grab der Guðrún Ósvífursdóttir aus den Berg besteigt, ohne sich umzusehen und ohne ein Wort zu sprechen. Oben in den Ruinen soll man Osten schauen und stumm seine Wünsche äußern. Von 1184 bis zur Reformation befand sich hier ein Kloster, das reich an Geld und Ländereien war. Während der Reformation fanden hier Bücherverbrennungen statt.

Ticketkontrolle an der Fähre
Im Hafen von Stykkishólmur treffen wir tatsächlich die Franzosen. Sie wollen also auch zu den Westfjorden. Im Büro holen wir uns die schon per E-Mail reservierten Tickets. Sie kosten zusammen 2.408,00 IKR, das sind 67,60 DM.
Kurz vor 9.00 Uhr können wir in den Bauch der kleinen Fähre hineinfahren. Nach uns kommen nur noch die Franzosen. Es ist also viel Platz auf dem Schiff.
Fähre Baldur
Ladung Trockeneis
Wir sehen noch zu wie einige Güter verladen werden, u.a zwei Kübel mit Trockeneis - sicher zum Kühlen von Frischfisch.


Kurz nach 9.00 Uhr legen wir dann ab und lassen die Halbinsel Snæfellsnes hinter uns. Der Fahrtwind ist eiskalt, die gefühlte Temperatur sicher nur wenig über dem Gefrierpunkt, so dass wir es uns auf dem geschützen Achterdeck so gut es geht gemütlich machen. Ich muss mich aber, auf der Jagd nach schönen Videoaufnahmen, immer mal wieder in den kalten Wind stellen.

Fähre hat abgelegt

Kurz nach der Abfahrt ist einer der beiden Kameraakkus leer. Da wir den ganzen Tag unterwegs sind und filmen wollen, wird der zweite nicht reichen. Was also tun? Sicher gibt es auf der Fähre 220 V, aber wir sehen keine Steckdose. Also suche ich die Brücke auf und frage den Kapitän, ob er das Ladegrät an eine Steckdose hängen kann. Ohne viele Worte, wir sind ja in Island, wird das erledigt und ich kann ohne Rücksicht auf Ladekapazität weiter filmen. Drei Stunden Überfahrt reichen um den Akku wieder aufzuladen.

Insel Flatey

Etwa in der Mitte des Breiðafjörður liegt die eigentlich verlassene Insel Flatey. Die Häuser sind aber gut erhalten und werden nun als Sommerhäuser genutzt. Hier macht die Fähre einen Zwischenstopp.


Wer möchte kann die Fahrt auf Flatey für einen halben Tag unterbrechen und mit der nächsten Fähre, die Stykkishólmur um 16.00 Uhr verläßt, weiterfahren. Das Auto würde dann vom Schiffspersonal am Zielort Brjanslækur auf dem Kai abgestellt. Wir haben diese Unterbrechung nicht eingeplant. Dazu ist die Zeit zu kurz. Es steigt aber eine deutsche Familie mit ihren isländischen Freunden hier ein, die auf Flatey übernachtet haben. Ihr Auto ist seit gestern schon auf der anderen Seite.

Nach der Abfahrt von Flatey haben wir noch einen schönen Blick auf die Halbinsel Snæfellsnes und den Gletscher Snæfellsjökull. Gestern hatte er sich uns im Nebel verborgen.

Wir haben aber schon unser nächstes Ziel vor Augen, die Südküste der Westfjorde mit dem Vogelfelsen Latrabjarg.

Südküste der Westfjorde
Auf der 62


Um 12.00 Uhr legen wir in Brjanslækur an. Mein Kamera-Akku ist wieder aufgeladen. Das Wetter hat sich gehalten, es ist sonnig geblieben, aber Wind ist hier eher noch kälter.

Auf der 62 (Barðastrandarvegur) fahren wir an der Küste entlang. Dabei hat immer den eindrucksvollen 603 m hohen Berg Hagatafla vor Augen. Die Landschaft ist hier karger, als auf Snæfellsnes.

Hinter dem Berg verläßt die Straße den Küstenbereich und es geht bergauf über den Pass Kleifaheiði. Auf der Westkante der Hochebene steht eine von Straßenarbeitern errichtete Steinwarte in Menschengestalt, die den Namen Kleifabui trägt.

Kleifabui
Sanddünen am Patreksfjördur

Von der KLeifaheiði geht es hinunter zum Patreksfjörður. Dort fahren wir auf der 612 (Örlygshafnarvegur) am Fjordufer weiter. In der Nähe der Sanddünen bei Sauðlauksdalur liegt der kleine Flugplatz des Patreksfjörður.

Bei diesem Panorama weiß man nicht mehr, ob man sich auf Island oder auf Fuerteventura befindet. Der eiskalte Wind reißt aber jeden aus seinen südlichen Träumen.
Strand am Patreksfjördur
Schneereste
Bei Hnjótur geht es wieder bergauf in eine karge Hochebene, das Hafnarfjall. Hier sieht man noch die Reste des isländischen Winters.
Auf einer Schotterpiste geht es dann weiter nach Latrabjarg, einer 12 km langen Steilwand, die sich über 400 aus dem Meer erhebt.
Schild Latrabjarg
Bjargzangar (Der Westpoint)
Bjargtangar ist der westlichste Punkt von Island und damit auch von ganz Europa. Die befahrbare Straße führt bis zum Leuchtturm.
Gegen 16.00 Uhr kommen wir dort an und machen im Schutz des Leuchtturmes erstmal Rast. Hier ist der Wind noch etwas stärker und eisiger als weiter im inneren des Gebietes.

Höchster Punkt von Latrabjarg ist mit 441 m Heiðnakast. Es ist einer der größten Vogelfelsen des Landes. Noch heute läßt man sich an Seilen die steilen Felswände herab, um in den Nischen Vogeleier zu sammeln. Vor der Küste gab es oft Seeunglücke. Die Brandung schlägt hier gewaltig gegen die steilen Felsen.

Nicht einmal 300 km trennen den Latrabjarg von der Ostküste Grönlands, und dies ist deutlich zu spüren.

Latrabjarg
Trottellummen
Tausende von Seevögeln nutzen diesen Ort, um im kurzen arktischen Sommer ihre Jungen aufzuziehen. Die verschiedenen Vogelarten finden hier die besten Voraussetzungen. Die steilen Felswände bieten Schutz vor Feinden, aber auch vor schlechtem Wetter.

Das Nahrungsangebot wird sowohl durch das Aufeinanderetreffen verschiedener warmer Meersströmungen, als auch durch die Umwälzung der Wassermassen begünstigt. Die im Juni bis zu 24 Stunden scheinende Sonne fördert nahezu unaufhaltsam das Wachstum von pflanzlichem Plankton. In ähnlichem Tempo wächst auch das tierische Plankton, von dem sich Fische und Krebse ernähren. Somit ist die Lebensgrundlage von Millionen Seevögeln gesichert. Jede der hier ansässigen Vogelarten nutzt ihre eigene Nische im Nahrungsangebot und spezialisiert sich bei der Wahl ihrer Brutplätze.

Der obere Bereich des Vogelfelsens Latrabjarg wird von der Mantelmöwe, dem Papageientaucher und dem Eis-sturmvogel bewohnt.
Möven

Der mittlere Bereich wird von Tordalk und Trottellumme bevorzugt. Beide sind weniger gute Flieger und bevorzugen somit leicht zugängliche Plätze.
Am Fuße eines Vogelfelsens trifft man die Dreizehenmöwe und den Gryllteist. Die Dreizehenmöwen bauen ihre Nester aus Seetang, während die Gryllteiste in Ufernähe auf Fischfang gehen.

Lundi
Der Papageientaucher gräbt eine bis zu 2 m tiefe Bruthöhle in die Grasnarbe, um darin seine Jungen aufzuziehen. Aufgrund der tiefen Höhlen ist er vor Raubvögeln und Füchsen geschützt. Es sind recht zutrauliche Vögel und man kann ziemlich nahe an sie heran. Wir fotografieren und filmen alle Vögel, die uns vor die Linse kommen.

Gerne hätten wir die putzigen Vögel bei der Nahrungsbeschaffung beobachtet, aber dafür sind wir wohl zur falschen Tageszeit hier. Jeder kennt die Bilder von den Papageientauhern mit dem Schnabel voller Fische. Jetzt im Beginn der Abend-dämmerung sind alle müde und hoffentlich auch satt. Dementsprechend geht es recht ruhig zu.
Wir bleiben bis eta 19.00 Uhr hier und laufen auf dem Pfad ungefähr 2 Kilometer an der Steilküste entlang.

Lundis
Mutterschaf Auf dem Rückweg sehen wir noch ein riesiges Mutterschaf mit zwei Jungen im Gras liegen und genüsslich wiederkäuend die Abendsonne genießen.
Der kleine Ort Hvallátur sind die westlichsten Höfe Islands. Früher war hier ein großes Fischereizentrum. Die Ruinen aus dieser Zeit sind noch heute zu sehen und dienen jetzt den Schafen als Schutz.
Hvallátur

Von Hvallátur aus wurde die Rettung der Besatzung des britischen Trawlers Dhoon geleitet, der 1947 vor Látrabjarg Schiffbruch erlitt.
Auf der Website von Jan Maat - Chronik Schiffskatastrophen - (Seite ist inzwischen geschlossen) hieß es dazu:
"Das wohl am besten dokumentierte Schiffsunglück ereignete sich am 11. Dezember 1947. Der britische Trawler "Dhoon" aus Fleetwood umrundete bei Schnee- und Graupelschauern das Kap und strandete im Sturm. Der Kapitän, der Steuermann sowie ein Matrose wurden gleich beim Aufschlag von der Brücke gerissen. Meterhohe Wellen schlugen von achtern über den Trawler. Die restlichen 13 Besatzungsmitglieder banden sich am Vorderschiff fest. Erst nach fast 36 Stunden nach dem Unglück, sichtete die Besatzung ein Licht an der ein paar hundert Meter hohen Felswand. Mit einem Leinenschussgerät wurde ein Seil zur 70 m entfernten "Dhoon" hinübergeschossen. In einem Rettungssitz konnten die Besatzungs-mitglieder vom Schiff geborgen werden."
Über die großartige Rettungsaktion wurde später ein Film gedreht.

Bucht Breidavík
Auf dem Rückweg von Hvallátur hat man einen großartigen Blick bei strahlend blauem Himmel über die Bucht Breiðavík.

Breiðavík heißt auch unser Übernachtungs-ort heute. Es ist ein Bauernhof mit einer Kirche und dem ehemaligen Jugendheim, das heute als Gästehaus dient. Erna hatte uns von Suður-Bár aus telefonisch angemeldet.

Gästehaus Breidavík


Wir bringen unsere Sachen in das recht einfache schmale Zimmer mit Doppelstockbett und sehen uns dann im Erdgeschoss die schöneren Gemeinschaftsräume an. Hier ist auch eine gut ausgestattete Küche für alle, die sich selbst verpflegen wollen. Auch wir machen uns hier ein ordentliches Abendessen und unterhalten uns noch eine Weile mit den anderen deutschen Gästen, die zusammen mit Isländern unterwegs sind.

Bei dem herrlichen sonnigen Wetter gehen wir aber auch nochmal an die frische Luft und machen einen Rundgang durch die Bucht. Dabei schließt sich uns ein großer zottiger Hund uns unbekannter Rasse an. Er weicht nicht von unserer Seite. Wenn wir stehenbleiben, bleibt er auch stehen. Erst als wir wieder ins Haus gehen, bleibt er draußen und sucht sich einen Liegeplatz.


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