Australien 2009 - Von Darwin nach Darwin
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Australien 2009 - Von Darwin nach Darwin
Australien 2001 - Navigation
In den Kakadu Nationalpark

Montag, 31. August 2009

Fahrstrecke: 296 km
Nach dem Einkauf bei Woolworth und dem Füllen unserer beiden Tanks fahren wir gegen elf Uhr aus Katherine heraus Richtung Norden. Zum ersten Mal, seit wir in Australien sind, sehen wir die Reste eines Buschfeuers. Unmittelbar rechts neben der Straße qualmt das spärliche Unterholz, das vielleicht eher nur trockenes Gras ist, noch vor sich hin. Der Boden ist schwarz und die Stämme der Bäume sind teilweise mannshoch angekohlt. Weil kaum Wind weht, hält sich ein paar Kilometer lang der beißende Qualm auch über der Straße. Nur an einigen wenigen Stellen brennt es noch richtig. Eine gespenstische Atmosphäre.

Kurz vor Pine Creek geraten wir plötzlich in einen kleinen Tornado, etwa zwei bis drei Meter im Durchmesser. Er kommt schräg von rechts vorn und hüllt uns plötzlich in Staub und Blätter ein, die er seitlich der Straße aufgesogen hat. Aber in wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei.

Da das Zentrum des kleinen Ortes Pine Creek etwas abseits der Straße liegt, fahren die meisten Touristen auf dem Stuart Highway sicher daran vorbei. Wir machen aber mal einen kleinen Abstecher in den ehemaligen Goldgräberort hinein. Wie der Name vermuten lässt, müssen an den Ufern des Flusses einmal Kiefern gestanden haben. Jetzt sind sie verschwunden. Über den Pine Creek Discovery Trail fahren wir über eine schmale und etwas steile Straße auf einen Hügel hinauf zum Miners Lookout. Der liegt hoch über der Stadt und kann jedem Besucher nur empfohlen werden. Aus luftiger Höhe blickt man von einer Plattform hinunter auf die türkisblauen Seen der ehemaligen Goldmine.


Pine Creek Ehemalige Goldmine
Pine Creek - Blick auf die ehemalige Goldmine


Pine Creek Windrad
Pine Creek - Altes Windrad vor Water Gardens

Von Pine Creek aus fahren wir nun endlich in den Kakadu Nationalpark hinein und wollen eines der wohl bekanntesten Highlights Australien erleben. Bis zum heutigen Ziel, der Gagadju Cooinda Lodge, die sozusagen im Herz des Kakadu Nationalparks liegt, sind es 163 Kilometer.

Kurz hinter dem Mary River Roadhouse beginnt erst der eigentliche Kakadu Nationalpark. Hier wird der Busch zu beiden Seiten der gut asphaltierten Straße auch dichter. Von Regenwald, den wir uns hier erhofft hatten, ist aber keine Spur. Dazu ist es einfach zu trocken jetzt.

Eine reichliche Stunde später sind wir auch schon in Cooinda und mieten uns einen Stellplatz für die kommende Nacht. Mit 40 Dollar ist der Platz eigentlich zu teuer, aber die Lage des Ortes bestimmt hier den Preis. Auf eine Erfrischung hoffend, werfen wir uns in den wunderschönen Pool. Leider liegt der aber voll in der Sonne.


Gagadju Cooinda Lodge
Pool der Gagadju Cooinda Lodge

Trotz der Trockenheit kommen abends viele lästige Mücken. Viel können die uns aber nicht anhaben, denn in Katherine haben wir uns ausreichend mit Spray und Einreibemittel eingedeckt.


Dienstag, 01. September 2009
Fahrstrecke: 271 km
Heute sind die Jim Jim und die Twin Falls unser Ziel. Diese Region ist nur in der Trockenzeit und auch dann nur mit Vierradantrieb zu erreichen. Bis zum Abzweig der Jim Jim Falls Road sind es nur ungefähr 15 Kilometer. Dann liegen erst einmal 50 Kilometer vorwiegend Waschbrettpiste vor uns. Nur an einigen Floodways ist die Straße asphaltiert. Zwei Autos überholen uns auf diesem Streckenabschnitt. Die riesigen Staubwolken, die sie erzeugen, nehmen uns für eine Weile die Sicht. Aber auch die schnelleren Autos müssen vor dem Überholen erst einmal durch die Staubwolke durch, die wir hinter uns her ziehen. Wahrscheinlich drücken sie deshalb so auf die Tube, um möglichst schnell wieder freies Blickfeld zu haben.

An einer Rangerstation beginnt der eigentliche 4WD-Track. Ein Ranger weist uns ein und bittet uns die Vorderräder zu arretieren. „Please lock the wheels!“. Um weiter fahren zu können müssen wir erst 25 Dollar zahlen. Das Ticket gilt dann gleichzeitig auch für den Boat-Shuttle zu den Twin Falls.

Gleich hinter der Rangerstation beginnt die schmale einspurige Piste. Durch tiefe sandige Spurrinnen, über Buckel und Wellen, um enge Kurven und durch drei Wasserlöcher, die in den Creeks von der Regenzeit übrig geblieben sind, schaukeln wir durch den Busch bis zum Jim Creek. Der Pegel zeigt 40 Zentimeter an. Einige Schilder warnen vor Krokodilen, die es nicht nur in der Regenzeit hier geben soll. Ich steige kurz aus und sehe mir das Ufer und die Furt erst aus der Nähe an. Die Flussdurchquerung scheint unspektakulär zu werden, denn die Sohle der von weißen Pfählen begrenzten Furt ist mit breiten Betonbohlen ausgelegt. Nach einer knappen Minute sind wir auf der anderen Seite und zehn Kilometer weiter erreichen wir an einem Parkplatz das Ende der Piste.


Jim Jim Creek
Furt des Jim Jim Creek

Bis zum Bootsanleger sind es aber nur noch ein paar Minuten. Der Bootsführer, ein Mann in Rangerkleidung, ruht sich im Schatten aus und fragt uns, ob hinter uns noch andere Leute kommen. Weil wir aber niemanden gesehen haben, rafft er sich auf und fährt nur mit uns beiden los. Ruhig gleitet das flache Boot über den Fluss, der hier durch eine idyllische Schlucht fließt. Hier ist die Temperatur angenehm, denn die hohen Felswände bieten Schutz vor der prallen Sonne.


Boat Shuttle
Boat Shuttle to Twin Falls


Twin Falls
Twin Falls

Von der Anlegestelle aus müssen wir über sandige und dadurch rutschige Steine, immer am Flussufer entlang weiter laufen. Teilweise führt der schmale Pfad dicht an den Felsen entlang. Zum Schluss geht auch das nicht mehr und man muss auf einen vielleicht 100 Meter langen schwimmenden Stahlsteg ausweichen, der über den Fluss führt.

Kurz hinter der Brücke erreichen wir nach einer dreiviertel Stunde schließlich den schon von Fotos bekannten Pool mit herrlichem Sandstrand und dem Wasserfall dahinter, den Twin Falls. Schon der Anblick entschädigt für die manchmal mühsame Kletterei und den ständigen Kampf mit unzähligen nervenden Fliegen. Dass nun trotz nahendem Ende der Trockenzeit noch etwas Wasser vom Felsen herunterstürzt, ist schon ein kleines Wunder. Der Wasserfall soll auch schon völlig trocken gewesen sein.

Der herrlich türkisfarbene Pool lädt eigentlich zu einem erfrischenden Bad ein, aber das einschlägige Verbotsschild mit dem aufgerissenen Maul eines Krokodils hält wohl alle davon ab, auch nur einen Fuß ins Wasser zu setzen.

Jetzt um die Mittagszeit ist die Hitze am größten und die Felsen bieten wegen der hoch stehenden Sonne nur wenige schattige Plätzchen. Nach einer kurzen Rast, Essen und Trinken haben wir ausreichend im Rucksack, treten wir den Rückweg an.

Ohne Probleme durchqueren wir wieder den Jim Jim Creek und nehmen dann den Abzweig zu den Jim Jim Falls. Vom Parkplatz aus sind es zu Fuß noch 900 Meter bis zum Wasserfall. Zum Anfang ist es noch ein steiniger Wanderweg, der nur wenige Meter vom Flussufer entfernt entlang führt. Immer wieder bieten sich malerische Aussichten auf das türkisfarbene Wasser des Flusses. An jeder dieser freien Stellen steht dann auch ein Schwimmverbotsschild. Etwa nach der Hälfte der Strecke endet der Weg und man muss über große Felsblöcke weiter gehen. Ab hier gehe ich allein weiter.

Über immer größer werdende Felsbrocken und Platten springe ich weiter und höre schon die Stimmen von Schwimmern im Fluss. Dann endlich lichtet sich der Busch. Ich kann den ersten Pool vor mir sehen und kurz danach noch einen viel schöneren mit einem kleinen Sandstrand direkt unter der Felswand des Wasserfalls. Ich beneide die, die sich furchtlos ins Wasser wagen und sich erfrischen können. An den Jim Jim Falls scheint aber die Trockenzeit im wahrsten Sinne des Wortes gewirkt zu haben. Die 215 Meter hohen Felswände, über die sich in der Regenzeit der Jim Jim Creek vom Arnhemland Escapement hinunterstürzt, sind wunderschön, wenn auch die Wasserfälle nur durch die dunkleren Steinfärbungen zu erahnen sind. Trotzdem ist es ein irres Gefühl dort hinauf zu blicken.

Zurück springe ich, schon ziemlich außer Atem, von Fels zu Fels und bin eine viertel Stunde später bei Angelika. Sie sieht meinen hochroten Kopf und reicht mir schnell die Wasserflasche. Fast in einem Zuge trinke ich den letzten halben Liter aus, ehe wir zum Auto zurück gehen.

Ausgelaugt von dem heißen Tag schleudern wir über die sandige Piste, durch die Wasserläufe hindurch und dann über die waschbrettartige Gravel Road zurück bis zum Kakadu Highway. Dort biegen wir links ab und fahren an der Zufahrt nach Cooinda vorbei bis zum Abzweig der Old Jim Jim Road, die quer durch den Nationalpark durch Buschland und an einigen Billabongs vorbei zum Arnhem Highway führt. Noch einmal müssen wir heute 110 Kilometer Waschbrettpiste bewältigen, aber der Rückweg nach Darwin ist dadurch mit Sicherheit nicht nur kürzer, sondern auch viel interessanter als der asphaltierte Highway.

Als wir endlich nach eineinhalb Stunden den asphaltierten Arnhem Highway erreichen, können wir erst einmal aufatmen. Plötzlich sind kaum noch Fahrgeräusche wahrnehmbar. Entspannt legen wir die letzten 19 Kilometer bis zum Roadhouse „Bark Hut Inn“ zurück. Hier erwarten uns ein schöner Pool und eine erholsame Dusche. Der Stellplatz ist sogar etwas schattig unter Eukalyptusbäumen und kleinen Palmen gelegen.


Bark Hut Inn
Im Pub des Bark Hut Inn


Mittwoch, 02. September 2009
Fahrstrecke: 145 km
Auch an der heutigen Strecke, weiter in Richtung Darwin, liegen sehr lohnenswerte Ziele. Als erstes stoppen wir an der Einfahrt zum Mary River Nationalpark, einem der wohl am wenigsten bekannten Nationalparks Australiens. Angepriesen werden hier die Touren zu den „Jumping Crocodiles“ auf dem Mary River.

Vor der Hütte, an dem die Bootstouren zu den „Jumping Crocodiles“ starten, warten einige der Ranger, die die Touren führen, auf zahlende Gäste. Eine junge Rangerin hat eine Schlange um den Hals hängen. Ich frage sie scherzhaft, ob das ein Taipan ist, aber sie meint, wenn es so wäre, dann würde sie hier nicht mehr stehen. Der Taipan ist Australiens gefährlichste Giftschlange. Tatsächlich hat sie sich eine harmlose junge Python um den Hals gelegt und jeder darf sie auch mal anfassen. Sie fühlt sich sehr geschmeidig an. Aber schon der Gedanke, dass es eine Schlange ist, flößt uns den nötigen Respekt ein.

Die „Spektaculare Jumping Crocodile Cruise“ beginnt eine Viertelstunde später. Höchstens zehn Leute haben sich zu dieser Morgenstunde eingefunden. Darum wird auch nur eines der kleineren Boote für die Tour benutzt. Es ist sehr flach gebaut und hat auch nur eine niedrige Reling. Am Bug steht eine Rangerin mit einem Eimer, der halb mit Fleischstücken gefüllt ist. Sie bindet ein Stück davon an die Schnur, die sie mit einem langen Stock über das Wasser hält. Damit lockt sie die Krokodile an. Es dauert auch nicht lange. Kaum hat das Boot abgelegt und befindet sich etwa in der Mitte des Flusses, kommt ein neugieriges Augenpaar angeschwommen. Es ist ein Leistenkrokodil. Der Name kommt von den zwei Graten, die sich von den Augen her schräg über die Schnauze ziehen. Es wird auch als Salzwasserkrokodil, oder „liebevoll“ als „Saltie“ bezeichnet. Das große Saltie geht neben dem Boot längsseits. Scheinbar hat es aber keinen großen Appetit, denn es macht keinerlei Anstalten, nach dem Fleisch zu schnappen.

Unser Boot fährt weiter ein Stück flussaufwärts. Lange dauert es nicht bis das nächste, jetzt hoffentlich hungrige Krokodil, in Sicht kommt. Es sieht schon recht spannend aus, wenn das mächtige Tier, das Boot fest im Blick, direkt auf uns zu schwimmt. Nur der obere Teil des Kopfes mit den hervorstehenden Augen ist sichtbar. Angesichts der vielen großen „Frischfleischbrocken“, die vom Boot aus gespannt in seine Richtung schauen, wedelt das hungrige Tier, unsichtbar für uns, unter der Wasseroberfläche sicher schon vor lauter Freude mit dem Schwanz und kommt dadurch noch schneller voran. Kaum ist es einen knappen Meter vor der niedrigen Bordwand angelangt, hebt es sich ein Stück aus dem Wasser, um nach dem vor seiner Nase hängenden Stück Fleisch zu schnappen. Die Frau, die hier das Anlocken der Krokodile übernommen hat, zieht den Stock schnell ein Stück hoch. Das Krokodil setzt nach und kommt noch ein Stück weiter aus dem Wasser heraus, so dass die Vorderbeine schon mit herausragen. Dann erst lässt sich die Frau erweichen und überlässt dem Krokodil das Fleisch.

Schon ist auch schnell noch ein drittes Krokodil zur Stelle. Es scheint etwas jünger und schneller zu sein, als das andere. Die Frau mit dem Fleisch an der Angel muss höllisch aufpassen, dass sie nicht überlistet wird. Beim zweiten Versuch schon gelingt es, das Krokodil so weit aus dem bräunlich trüben Wasser zu locken, dass unter der Oberfläche sogar die Hinterbeine durchschimmern. Das etwa zweieinhalb Meter lange Reptil scheint sich nur mit dem schnellen Schlag des kräftigen Schwanzes aus dem Wasser zu katapultieren. Senkrecht steht das Krokodil für einige Sekunden fast in Körperlänge aus dem Wasser heraus und schnappt sich den Fleischbrocken.


Jumping Crocodile Mary River
"Hungry Salty" im Mary River


Salzwasserkrokodil Mary River
"Salty" am Mary River

Nach diesen Erlebnissen fahren wir zurück zum Highway. Inzwischen ist es schon Mittagszeit und die Sonne steht im Zenith. Entsprechend heiß ist es wieder geworden. Wir beenden den touristischen Teil des Tages und fahren nach Berry Springs. Dazu müssen wir, als wir den Stuart Highway erreichen, erst wieder ein paar Kilometer nach Süden fahren und dann nach Westen abbiegen. In Berry Springs finden wir schnell den großen weitläufigen Caravanpark und einen schönen Stellplatz in der Nähe der Waschräume.

Nun haben wir die erste, etwas stressige Etappe unserer Rundreise geschafft. Morgen beginnt vielleicht wirklich der Urlaub, wenn wir mit einem etwas bequemeren Campervan über normale Straßen fahren werden. Inzwischen ist es hier in Berry Springs, 70 Kilometer südwestlich von Darwin, 22 Uhr 10 geworden und wir müssen in unsere Kojen, die sicher noch 30 Grad warm sind.


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